Mirjam Gosteli. Für immer.

Gestern ist mir aufgefallen, dass ich jeden Tag ich bin.
Jeden Tag habe ich die selbe Geschichte. Bloss am nächsten Tag noch einen Tag mehr Geschichte.
Jeden Tag habe ich eine Glutenunverträglichkeit.
Jeden Tag sind mir die Hosen anderer Frauen zu kurz.
Jeden Tag heisse ich Mirjam Gosteli.
Und ich weiss nicht, ob ich das ok finde.
Dass ich einfach so ungefragt jeden Tag mit mir selber verbringen soll. Jeden Tag in diesem Körper leben soll. Dass ich überall hin mitgehe wo ich hin gehe. Alles höre, was ich erzähle. Alles mitbekomme was ich denke.
Es fühlt sich endlos aufdringlich an.
Nie gebe ich mir eine Pause von mir. Selbst unter der Dusche, ja sogar auf dem Klo bin ich immer mit dabei.

Es ist wie eine Beziehung, die du einfach behalten musst. Ihr nervt euch? Ihr habt euch auseinander gelebt? Ihr findet den Sex miteinander scheisse? Ihr langweilt euch? Tja… Pech gehabt. Ihr bleibt zusammen.
Und ihr müsst jede einzelne Sekunde am selben Ort sein, immer das Selbe essen, mit den selben Menschen sprechen, das Selbe arbeiten. Und den selben Namen tragen.

Z.B. Mirjam Gosteli. Für immer.
Nein, nicht irgendwie fancy Mirjam Delacruz Montana Castelli. Mirjam Gosteli.
Jeden einzelnen Tag. Jede einzelne Sekunde. Für den Rest meines Lebens.
Bei aller Selbstliebe ein erschütternder Gedanke.
Nicht bloss wegen meinem Nachnamen.

Auf dem Foto: Mirjam Gosteli vor zwölf Jahren mit einer Glühbirne in der Nase. Sie fand es eine gute Idee, ich war dagegen. Eigentlich wollten wir uns dann scheiden lassen weil unser Sinn für Ästhetik nicht kompatibel ist. Der Anwalt hatte eine Psychose nachdem ich 3 Stunden lang zu erklären versuchte, warum ich mich von mir scheiden lassen wollte. Einen zweiten Anwalt konnte ich uns nicht leisten. Also tragen wir noch heute ab und zu Glühbirne.