Es lebe Tarzanin
Ich liebe Hausmittel. Alles probiere ich aus. Viel lieber trinke ich ekelhaften Essig als dass ich Tabletten schlucke und jedes Mal wenn ich „Hausmittel gegen xy“ google, fühle ich mich wie eine Superheldin die genau weiss, dass es altes Wissen gibt und wo dieses zu finden ist.
Ja… Ist nicht schwer ich weiss. Früher musste man das noch mühsam von Mund zu Mund weiter geben, wir können es einfach googeln. Aber trotzdem… Immerhin weiss ich, dass es Hausmittel gibt und kann einen Computer bedienen.
Ich darf gar nicht erzählen, was ich schon alles mit Hausmittel behandelt habe weil mich sonst ganz bestimmt eine meiner Freundinnen irgendwo in einen leeren Raum sperrt damit ich nie wieder solche Sachen mache.
Manchmal hats gewirkt und manchmal nicht. Aber die Misserfolge trüben meine Begeisterung keineswegs. Denn ich weiss – meine Oma wäre stolz auf mich. Und meine Oma war echt toll. Wenn die stolz auf mich wäre, ist mein Leben voll ok.
Auch heute wollte ich meine Oma stolz machen.
Eine Biene stach mich. Ins Gesicht! Und es schmerzt höllisch. Klar, ein wenig trauere ich auch um die Biene, die nun stirbt weil Bienen diesen doofen Konstruktionsfehler haben und es ihnen den Hintern weg reisst wenn sie von ihrem eingestochenen Stachel weg fliegen.
Aber grösstenteils finde ich sie einfach ein bescheuertes Arsch. Mich einfach so ins Kinn zu stechen! Bloss weil sie so dumm war und in mein Halstuch flog wo sie sich verfing. Sie macht einen Fehler und bestraft mich dafür? Und stirbt zudem auch noch gleich? So eine Dramaqueen!
Ich googelte sofort „Hausmittel Bienenstich“ und fand den einfachsten Trick auf Erden. Das Eiweiss vom Gift geht kaputt wenn es aufgeheizt wird. Es stand, ich solle einen heissen Löffel auf die Stichstelle drücken.
Nichts leichter als das! Ich heizte einen Löffel über dem Gasherd und drückte ihn auf mein Kinn. Er war sehr heiss. Aber ich dachte an meine Oma, grinste todesmutig und drückte weiter. Ich war sicher, dass der Schmerz und die Schwellung innerhalb weniger Sekunden weg sein würden.
Aber irgendwas scheint schief gelaufen zu sein. Vielleicht weil beim Mund zu Mund altes Wissen weiter geben manchmal ein Detail verloren geht und wohl auch, weil der Löffel die vorgegebenen 45 Grad bei weitem überschritten hat.
Ich habe nun einen schmerzenden, geschwollen Bienenstich UND eine Brandwunde.
Oma, ich hoffe du bist trotzdem stolzer auf mich als meine Freundin der ich es erzählt habe. Sie sagte: „Dich kann man keine 5 Minuten alleine lassen!“
Vielleicht hat sie ja recht. Und trotzdem… Werde ich mich beim nächsten Vorfall, bei der nächsten Krankheit, Verletzung, etc. wie Tarzanin herself ins Internet stürzen, Hausmittel googeln und mich mit einem lauten Jaulen in den Schlamm stürzen falls das gegen Zecken hilft, mich stundenlang in nasses Brot einwickeln um Holzsplitter aus meiner Haut zu kriegen, ekelhafte Sachen essen und mit dem Skalpell Sachen aus mir raus schneiden wenns sein muss.
Denn…
Keine Ahnung warum.
Ah doch! Nieder mit der Pharmaindustrie! Es lebe Tarzanin!
Ausserdem: wer ein spannendes Leben will, muss halt ein wenig was dafür tun. Nicht wahr, Oma?
Ich google jetzt mal Hausmittel für Verbrennungen.