Ein ganz normaler Arbeitstag…

Seit es mit der Musik nicht mehr so gut läuft wegen du-weisst-schon, verdiene ich das meiste Geld mit Webseiten.
Das heisst, ich sitze am Computer. Das heisst, Google ist immer in Reichweite und diese Antworten-Liefer-Maschinen sind für mich genau so verlockend wie Mousse au Chocolat.
Ich kann nicht genug davon kriegen.
Ein Arbeitstag bei mir sieht meistens so aus: Ich beginne mit der Arbeit an einer Seite. Plötzlich kommt mir in den Sinn: „Oh meine Masseurin braucht immer diese wunderbar duftende Öl. Wo wohl diese Pflanze her kommt?“ Worauf ich die Pflanze google. Dabei sehe ich ein Bild von der Wüste und denke: „Oh, nach Marokko wollte ich schon immer mal gehen.„ Worauf ich Marokko google. „Kamele… Hm… Sind das die mit einem oder mit zwei Höcker?“ „Wasser… Hmm… Wie lange wir wohl noch genügend Wasser haben wenn die Gletscher schmelzen?“, „Oh nice, Videos von Menschen, die von einem Gletscher runter fliegen mit einem Gewand, das Flügel hat.“ „Vögel sind schon echt erstaunlich, ob die Würmer wohl am Stück runterschlucken? Wie sich das wohl anfühlt, einen lebendigen Wurm zu schlucken?“ „Welcher Teil vom Wurm lebt weiter wenn er halbiert wird?“ „Meine Güte, es gibt tatsächlich Menschen, die für ein Video einen Wurm halbieren“ Etc.
Plötzlich ist Mittag.
Und mir fällt ein, dass ich vergessen habe, meine Pflanzen zu giessen. Da sehe ich die Kapuzinerkresse und beschliesse, eine Tinktur daraus zu machen. Ich gehe einkaufen weil mir Sachen dafür fehlen, unterwegs beschliesse ich, stattdessen an einen See zu fahren, da finde ich eine Ente, die von den anderen Enten gemobbt wird, will sie mit nach Hause nehmen, google artgerechte Entenhaltung, finde Infos über Algen, bekomme Lust auf Algen essen, suche einen Bioladen, dort kaufe ich Zahnpaste, vergesse die Algen, fahre nach Hause, denke „Ich möchte sein wie ein Aal weil die sich überall durchschlängeln“, google Aale, sehe dass die vom Aussterben bedroht sind, google stundenlang weiter auf der Suche nach Möglichkeiten, Aale zu retten, nerve einen Freund der Journalist ist indem ich ihm zum x-ten Mal schreibe: „Bitte mach einen Bericht über xy“, entdecke dabei all die spannenden Apps auf meinem Handy, scrolle eine viertel Stunde durch Instagram, finde dort ein Video über Narzissmus, lese die nächste Stunde alles, was ich über Narzissmus finde, oh meine Zimmerpflanze braucht auch dringend Wasser, sorry Pflanze hab beim Wasser holen gemerkt, dass meine Raupen Essen brauchen und hab dein Wasser vergessen, muss kurz googeln wie es in einem Raupenkokon aussieht wenn sie sich verpuppt und entdecke dabei einen offenen Tab mit… der Webseite, an der ich eigentlich arbeiten wollte.
Ich glaube ich brauche Hilfe. Eine*n Assistent*in um all meine Fragen zu googeln und all die unglaublich wichtigen Dinge zu erledigen wie Algen kaufen, Aale retten und gemobbbte Enten trösten während dem ich arbeite.
Und wenns dir nichts ausmacht – könntest du mich bitte am Stuhl festbinden?