Nonne werden
Mein Abendessen heute war Cognac-Schokolade, ein Bier und Kohlrabi.
Ah und noch eine Reihe Ovomaltineschokolade. Mehr als eine Reihe an einem Tag geht nicht weil man danach den Rest des Tages damit beschäftigt ist, die Ovomaltine von den Zähnen zu entfernen. Schade eigentlich. Ovomaltine ist gesund haben sie in der Werbung gesagt.
Am Nachmittag hab ich einen Freund gefragt, was er heute Abend macht. Er sagte, er sei zum Essen eingeladen.
Ich war auch eingeladen. Und mein Einlader sagte, er sei hungrig. Darum bin ich unterwegs zu ihm noch kurz bei einem Container vorbei gefahren wo ich mich ab und zu eindecke mit Essen, das von einem Geschäft weg geworfen wird, jedoch noch gut ist.
So assen wir zusammen Container-Kohlrabi. Und tranken Bier.
Ich dachte mir nichts dabei, lachte viel und fands toll, dass man bei ihm in der Küche rauchen darf. Es stinkt fürchterlich aber seit das Rauchen fast überall drinnen verboten ist, liebe ich Orte, wo man das darf. Ich fühle mich dann wie eine Gangster-Braut in einem alten Film.
Als ich nach Hause kam und zum Dessert die Cognac-Schokolade ass dämmerte mir jedoch was: Ich werde nie von Freunden zum Essen eingeladen! Wirklich nie!
Ich werde zum gemeinsam am Feuer sitzen eingeladen, zum Wein trinken, sprechen, küssen, Musik machen… Aber nie zum Essen.
Und ich weiss gerade nicht, was ich mit dieser Erkenntnis anfangen soll.
Mögen mich diese Menschen nicht?
Alle wissen doch, dass ich null Talent im Kochen habe und wenn sie mich mögen würden, hätten sie doch das Bedürfnis, mich zu retten?
Meine Tochter versuchte mal meine Kochkünste zu loben. Aber als sie sagte: „Pizza kannst du echt gut“, schwiegen wir danach beide betroffen. Und keine von uns traute sich auszusprechen, was in unseren Köpfen war: Pizza mit Fertigteig und Fertigsauce kann sogar das 5-jährige Nachbarskind.
Für sie habe ich mich echt ins Zeug gelegt und es stand regelmässig ein angebrannter Kochtopf vor der Türe weil ich jeden Tag für sie kochen wollte.
Aber seit sie ausgezogen ist, sehe ich nur noch selten einen Grund, diese Töpfe dermassen zu misshandeln.
Trotzdem werde ich nie zum Essen eingeladen…
Und frage mich, ob ich Nonne werden sollte. Im Kloster kriegt man sicher jeden Tag gesundes Essen.
Mit den anderen Nonnen würde ich im Geheimen im Beichtuhl rauchen, wir würden uns kichernd beessen mit Cognac-Schokolade (beessen = betrinken aber in Essform) und natürlich die Kirchenkasse ausrauben wie das Gangster-Nonnen so tun. Aber dann… Pünktlich um 18 Uhr… Würden wir selig fromm lächelnd zum Abendessen rauschen. Eingeladen von Gott höchstpersönlich.
Denn Gott liebt alle sagen sie.
Und er wird mich retten.